Digitaler Großformatdruck, brillante
Farben, schillernde Folieneffekte für die Innenraumgestaltung,
Innovationen in der Textilveredelung und sogar eine Weltpremiere prägten
Europas Fachmesse für visuelle Kommunikation in Düsseldorf. Das neue
Konzept mit dem Schwerpunkt auf Mitmachen und Erleben und eine
innovative Aufplanung kamen bei Ausstellern und Fachbesuchern gut an.
Die hohe Qualität der Gespräche und Abschlüsse konnte allerdings nicht
darüber hinwegtäuschen, dass sich in der Quantität das Vorjahresniveau
nicht halten ließ. Mit 7.160 Besuchern kamen etwa so viele wie 2017.
Obwohl sich die Verbund von PSI, PromoTex
Expo und viscom zur Welt des Werbens und Verkaufens belebend auf das
Messegeschehen auswirkt, hätten sich viele Aussteller eine höhere
Frequenz gewünscht. „Wir sind seit 20 Jahren dabei und haben auch gute
Geschäfte gemacht. Der erste Tag war allerdings etwas flau in der
Frequenz“, sagt Lars Bendixen, Segment-Manager Werbetechnik beim
Schneidmaschinen-Hersteller Zünd. Bei Boris Buhl, Vertriebsleiter für
die DACH-Region, fällt das Fazit ebenfalls gemischt aus. „Das Konzept
stimmt. Die Werkstatt als zentrale Mitmachfläche auszubauen und die
Besucher in Routen
durch die Halle zu führen, ist eine gute Idee. Doch es kommt immer noch
der Faktor Mensch dazu. Es ist offenbar schwierig, mehr Besucher dazu
zu bewegen, von der PSI auf die viscom zu kommen und sich damit zu
beschäftigen. Eine noch engere Verzahnung der drei Veranstaltungen
wünscht sich auch Nathalie Eichner, Marketingleiterin bei Trotec. „Ohne
die Zusammenführung wäre es für die viscom sicher noch schwieriger, doch
die Synergien könnten sich noch spürbarer auswirken. Die Messe hat
unsere Erwartungen getroffen, aber nicht übertroffen.“
Internationale Fachbesucher
Die Fachbesucher waren durchaus
international und an hochwertigen Produkten aus europäischer Herstellung
interessiert. „Wir sind zum ersten Mal auf der viscom, weil wir unser
Geschäft ausbauen wollen. Wir waren bisher im Iran tätig und haben nun
auch Standorte in Deutschland,” berichten Kourosh Sairy and Azadeh
Dashti. Sie sind aus dem Iran angereist, um eine Druckerei zu finden,
mit der sie künftig kooperieren können. Auf der Suche nach neuen
Geschäftsfeldern ist Garcia Fulgencio aus Spanien nach Düsseldorf
gekommen. Sein Unternehmen ist seit mehr als 35 Jahren am Markt
erfolgreich. Bisher lag der Fokus auf
Kundenbeziehungen außerhalb Europas. „Nun wollen wir uns im
europäischen Markt stärker positionieren. Darum besuchen wir alle drei
Messen. Ich hoffe, die Zeit heute reicht. Es gibt überall viel zu
entdecken.” Neue Ideen für ihre Kunden suchen Petra Erasmi und Bernd
Jacobs, Geschäftsführer von Chic Belgique. „Wir interessieren uns
besonders für Neuerungen in der Textilveredelung, da das unsere
Kernkompetenz ist.” Beide wollen die Messen besuchen, um einen
Gesamtüberblick der Branche zu erhalten.
Eine Weltpremiere
Zufrieden zeigte sich Aussteller Volker
Lienig. „Wir hatten hier die Weltpremiere unseres neuen Druckers
Xpertjet 461UF und der ist sehr gut angekommen“, betonte der Sales- und
Marketing-Manager von Mutoh. Für ihn steht die Qualität der
Kundengespräche im Mittelpunkt. Das hohe Interesse sieht er unter
anderem in der gelungenen Inszenierung begründet. „Die asymmetrische
Architektur der Hallengestaltung sorgt für ein sehr entspanntes
Messeerlebnis. Die Besucher nehmen sich deutlich mehr Zeit.“ Diesen
Eindruck kann Uwe Niklas als Vertriebsleiter von Mimaki nur
unterstreichen. „Wir wollten Veränderungen
und haben sie bekommen. Die Verbindung zwischen den Messen ist gut, die
Werkstatt ist sehr gelungen. Doch das Pflänzchen braucht Zeit zu
wachsen und die sollten wir ihm alle geben.“
Innovative Aufplanung
Im komplexen Umfeld sieht Petra Lassahn einen weiteren Grund für den Besucherrückgang. „In einem wettbewerbsintensiven Jahr
ist es für eine viscom nicht leicht,
sich zu behaupten“, betont die Direktorin der viscom. Nach der
erfolgreichen Premiere 2019 habe sich das Konzept bewusst zu einer
Mitmach-Messe weiterentwickelt. „Mit einer innovativen Aufplanung haben
wir versucht, ein neues Erlebnis zu schaffen. Der Barber-Shop
beispielsweise war für viele Besucher ein sehr attraktiver
Anziehungspunkt.“ Friseurmeister André Lichtenscheidt hat in diesem
Salon auf Zeit knapp 30 Herren Bart und Haupthaar gestutzt. Für viele
war das nostalgische Ambiente zugleich eine Zeitreise. „Wir sind hier in
den glorreichen 20er Jahren, nur diesmal in Farbe.
Die Leute können hier sehr gut abschalten und mir macht es so viel
Spaß, dass ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei bin.“
Draußen gestaltete Schildermaler Frank Chaki die Fassade – ganz
traditionell mit der Hand. „Das hat einfach mehr Seele und ist deutlich
individueller. Wer genau hinschaut, kann jeden Pinselstrich erkennen.“
Für ihn war die viscom aber auch abseits der Schriftzüge ein Erfolg.
„Mein Vortrag war gut besucht, es gab einen regen Austausch und ich habe
einige gute Kontakte geknüpft.“
Digital vernetzt
Neu vernetzt hat sich auch Mark Busche
während der viscom. „Wir haben hier auf der viscom unser System
erfolgreich präsentiert und auf der PromoTex Expo habe ich einige
nachhaltige Textilhersteller entdeckt, die für als Zulieferer
interessant sein könnten“, betont der Geschäftsführer von Shirtful.
Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Thomas Drees von smake hat er die
Produktionskette für individualisierte Textilveredelung digitalisiert
und kosteneffizient gestaltet. Das System konnten die Besucher vor Ort
im laufenden Betrieb testen, ihr persönliches Shirt gestalten und gleich
mitnehmen. „Das hat
sehr gut funktioniert. Die meisten haben ihre Bestellung abgeholt und
wir haben viele Kunden getroffen. Aus unserer Sicht war es ein Erfolg.“
Über die viscom
Europas Fachmesse für visuelle
Kommunikation ist die jährliche Anwendermesse der internationalen
Werbewirtschaft. Zum Jahresanfang bildet sie den Auftakt des neuen
Geschäftsjahres. Im Mittelpunkt der viscom stehen Lösungen aus der
gesamten Welt der visuellen Kommunikation, mit besonderem Schwerpunkt
auf digitalen Großformatdruck, Werbetechnik, Textilveredelungsmaschinen
sowie POS-Kommunikation. Die nächste viscom findet vom 12. bis 14.
Januar 2021 in Düsseldorf statt, zeitgleich zu den Fachmessen PSI –
Europäische Leitmesse der Werbeartikelwirtschaft und PromoTex Expo –
Internationale Fachmesse für
Promotion-, Sports- und Workwear. Gemeinsam bilden sie Europas größten
Messeverbund zum Thema Werben und Verkaufen.